Page 10 - Presserklärung Osingverlosung 2014
P. 10

März 1695: „In diesen Monat unterstanden sich die Humprechtsauer ein Stück
Wald zu reuten, und solchen Gertenweis unter sich aufzuteilen, weil es aber ohne
herrschaftliche Erlaubnis geschehen, hat ein jeder Interessent 3,- fl. Rheinisch Stra-
fe zahlen müssen und den rasierten Wald ungebaut liegenlassen müssen“.

Der Osing hat eine sogenannte Blockflur, solche Flurformen wurden zur Zeit Karls
des Großen in einen relativ kleinen Zeitfenster angelegt. Das frühe Entstehen der
vier Osingdörfer deutet ebenfalls auf eine frühere Rodung hin. Das gänzliche Fehlen
von Schriftstücken lässt sich nur durch eine frühe Rodung erklären. Humprechtsau
und Rüdisbronn waren Ausbausiedlungen, durch diese Siedlungen wurde bereits das
erste Mal der Mangel an Ackerflächen umgangen. Weiterhin wurde bei Bedarf Neu-
land gerodet.

Aus der Agrarverfassung der Germanen ist zu entnehmen, dass die Allmende aus
Ödland, Weiden, Wald und Gewässern bestand. Sie war nicht nur gemeinschaftli-
ches Eigentum der Siedlungsgemeinschaft, sondern wurde auch von allen genutzt.
Jedem Dorfgenossen stand das Recht zu, in der Allmende sein Vieh aufzutreiben,
Holz zu fällen, die Jagd und Fischerei auszuüben. Das zur Allmende gehörenden Ödland
oder Rodungsland wurde nach Bedarf in die Ackerflur einbezogen. So konnten aus
mehreren Dörfern bestehende Markgenossenschaften entstehen. In späterer Zeit
nahm der Adel diese Rechte an der Allmende für sich in Anspruch. Auch dies deutet
auf eine frühe Rodung hin.

Mit der ersten fränkischen Landnahme im 7. und 8. Jahrhundert entstanden die
Altsiedlungsorte Herbolzheim und Krautostheim, wobei Herbolzheim die Mutter-
siedlung war. Mit der zweiten Landnahme zwischen 8. und 9. Jahrhundert ent-
standen die Orte Rüdisbronn und Humprechtsau. Humprechtsau war eine Ausbau-
siedlung von Herbolzheim und entstand aus zwei Einzelhöfen (Fronhof). Die frühe
Gründung der Orte Humprechtsau und Rüdisbronn wird durch die Tatsache bestätigt,
dass beide Orte in ihrer Nachbarschaft oder direkt am Ort Turmhügelburgen hatten.
Diese wurden im 10. und 11. Jahrhundert errichtet und bereits im 14. Jahrhundert,
wie z.B. der Spielberg, als Burgstall bezeichnet.

Hinweise auf ähnliche Vorgänge

Einen Hinweis auf die Art der Inbesitznahme von Flächen liefert uns Humprechtsau.
Dort erfolgte 1494 die Aufteilung einer Fläche genannt „ Berg der lieben Frau“ unter

17 Berechtigten. „Kundt und zu wißend sey allen und ytzlichen mit diesen offenen
Briefe, das wir von Humprechtsau einhelligk worden sein, und haben für uns genom-
men einen Bergk gelegen uff unserer Marck zu Humprechtsau, den man nennet von
Alters hero, unserer lieben Frauen Bergk, und derselbig Bergk bey keines Menschen

10
   5   6   7   8   9   10   11   12   13   14   15