Page 7 - Presserklärung Osingverlosung 2014
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Der Wahrheitsgehalt dieser Sagen

Diese typischen Sagenmotive halten natürlich näherer Betrachtung nicht stand.
Einen gewissen Wahrheitsgehalt kann man aber jeder Sage zuschreiben, sei er auch
noch so gering. Man weiß, dass die Jagd früher ein hauptsächliches Vergnügen der
Freien war, selbst des weiblichen Geschlechtes. Verirren konnte man sich in den
damaligen dichten Wäldern leicht.

Ähnliche Stiftungssagen existieren beim „ Kunigundenwald“ mit den 8 Orten um
Ippesheim und Bullenheim.

Fast überall, wo ein Gemeinbesitz erscheint, tauchen solche Stiftungssagen auf.
Kaiser, Herzöge, Grafen und Fürsten spielen die Stifterrollen. Aufgrund der Sagen
wurden sogar Urkunden gefertigt. Diese Stiftungssagen sind nicht nur Märchen,
sondern „Schutzsagen“, mit sehr realem Zweck und Charakter. Sie sollten den an-
gestammten Besitz gegen den überall drohenden Zugriff der geistlichen und weltli-
chen Herren bannen. Sie sind gleichsam Rechtsmittel, ein Ersatz, der sich im Laufe
der Geschichte als vollwertig er wiesen hat.

Im Fall des Osings fand eine Aufteilung nicht statt. Gründe waren wahrscheinlich
die stark unterschiedlichen Bodenqualitäten. So scheiterte auch später der Versuch
einer Aufteilung am Votum der Herbolzheimer Rechtler, da an ihrer Gemarkung
angrenzend ein überproportionaler Anteil von schlechteren Böden (schweren Bö-
den) bestand. Bei einer Aufteilung würde der zwangsweise an sie fallen. Die Böden
auf Schilfsandstein begründet, waren in der Regel sandig und, im Gegensatz zu den
Böden im Tal, leicht zu bearbeiten und bestens zum Anbau von Kartoffeln geeignet.

Woher kommt der Name Osing?

Mehrdeutig erscheint der Name „ Osing“ der auf einen „ Hütewald“ hinweist, der
„verößigt“, gleichsam ausgeraubt war.	
Nach Ortmann soll der Name von asang- ansängen kommen, durch abbrennen gero-
detes Land. Dazu gibt es auch unterschiedliche Meinungen.
Der Vorgang war wahrscheinlich nicht Brandrodung im Sinne von Abbrennen des
Waldes, sondern normales fällen der Bäume und anschließendes Verbrennen von Un-
terholz und Wurzelwerk zu Gewinnung von Düngasche. Eine Urkunde von 1697
über das am Osing wachsende Obst bezeichnet den Osing als „Ohßig“. Andere Deu-
tungen könnten sich aus der Waldordnung der Markgrafen ergeben, hier wird von
einen „verößigten“, ausgehauenen und lichtgemachten Wald gesprochen. In der „
Fraischbeschreibung von Burgbernheim von 1683 wird der Osing als „Oeßig“ be-
zeichnet. Bemerkenswert ist, daß der Flurname Osing an mehreren Orten auftritt.

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